An der Spitze einer rund 40-köpfigen Thüringer Wirtschafts- und Landwirtschaftsdelegation reist Agrarstaatssekretär Marcus Malsch heute (02.11.) nach Vietnam. Bei dem Besuch sollen neue wirtschaftliche Kontakte zu dem ostasiatischen Land geknüpft werden. Schwerpunkte des Besuchsprogramms bilden dabei die Themen Landwirtschaft, Ernährungs- und Agrarindustrie sowie die Fachkräftegewinnung. Stationen der Reise, die bis zum 8. November dauert, sind Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt. Ein Teil der Delegation aus der Sozialwirtschaft wird außerdem Da Nang besuchen. Organisiert wird die Reise von der LEG Thüringen (Thüringen International) und dem Thüringer Wirtschaftsministerium mit Unterstützung des Beratungsunternehmens Hanoi IEC, mit dem Thüringen seit vielen Jahren bei der Marktbearbeitung und Fachkräfterekrutierung in Vietnam zusammenarbeitet, und der Deutschen Botschaft.
„Vietnam ist ein langjährig guter und verlässlicher Partner Thüringens in der Welt“, sagte Malsch. „Gerade in geopolitisch unsicheren Zeiten müssen wir solche stabilen Verbindungen weiter stärken. Unser Besuch in Vietnam hat genau dieses Ziel. Mit einem zusätzlichen Fokus auf den Bereich Landwirtschaft und Agrartechnik, der in Vietnam traditionell immer noch ein große Rolle spielt, können wir das Fundament unserer Zusammenarbeit ausbauen.“ So stehe der Agrarsektor immer noch für rund ein Zehntel der Wirtschaftsleistung Vietnams und stelle rund ein Drittel aller Arbeitsplätze im Land. Hier könne Thüringen Technologien und Verfahren anbieten, mit denen sich landwirtschaftliche Produkte effizient erzeugen und verarbeiten ließen. Umgekehrt werde der Fachkräftebedarf in der Thüringer Landwirtschaft in den kommenden Jahren weiter steigen. „Deshalb ist es mir wichtig, die gute Zusammenarbeit bei der beruflichen Ausbildung, die wir mit Vietnam in vielen Bereichen bereits pflegen, auch auf den Bereich der Grünen Berufe auszuweiten und dort entsprechende Projekte zu initiieren“, so der Staatssekretär.
Auf dem Besuchsprogramm der Delegation, zu der auch der Thüringer Bauernverband, der Landesverband Gartenbau sowie mehrere Landwirtschafts- und Agrartechnikbetriebe gehören, stehen deshalb Termine
- im Landwirtschafts- und im Innenministerium in Hanoi, das die Entsendung von Arbeitskräften ins Ausland steuert,
- beim vietnamesischen Bauernverband,
- im vietnamesischen Zentrum für Agrarhandelsförderung (Agritrade);
- die Eröffnung der Messe VIETFOOD in Hanoi, auf der sich auch sechs Aussteller aus Thüringen präsentieren,
- Besuche in der Fakultät für Lebensmitteltechnik der Technischen Universität Hanoi,
- im High-Tech-Landwirtschaftspark Ho-Chi-Minh-Stadt sowie
- in der Berufsschule für Maschinenbau und Wasserwirtschaft in Ho-Chi-Minh-Stadt, die teilweise nach deutschem Vorbild ausbildet.
Am Dienstag (04.11.) wird Staatssekretär Malsch außerdem an der feierlichen Begrüßung von 60 neuen vietnamesischen Auszubildenden für die Südthüringer Wirtschaft in Hanoi teilnehmen, die über ein von der IHK Südthüringen gemeinsam mit Hanoi IEC umgesetztes Fachkräftegewinnungsprojekt angeworben wurden. Das Projekt besteht seit nunmehr zehn Jahren. Seit dem Start im Jahr 2016 absolvierten in diesem Rahmen insgesamt 195 Jugendliche aus Vietnam eine duale Berufsausbildung in 54 Südthüringer Betrieben. Am Samstag (08.11.) nimmt die Thüringer Delegation zudem am Karriere-Tag im Deutschen Haus in Ho-Chi-Minh-Stadt teil, bei dem deutsche Unternehmen und Einrichtungen direkt mit potentiellen vietnamesischen Fach- und Nachwuchskräften ins Gespräch kommen können.
Auch über die Fachkräftethematik hinaus sei Thüringen an einer weiteren Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen zu Vietnam interessiert, sagte Malsch weiter. Deshalb sind auch Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus sowie der Bau- und Rohstoffwirtschaft Teil der Thüringen-Delegation. „Know-how ‚made in Germany‘ hat in Asien weiterhin einen guten Ruf, unsere Unternehmen sind als Partner daher in vielen Bereichen gefragt“, so der Staatssekretär. So könnten Produkte, Verfahren und Technologien aus Thüringen einen wesentlichen Beitrag etwa zur Modernisierung der Energie- und Verkehrsinfrastruktur oder zum Aufbau einer wettbewerbsfähigen Nahrungsmittelindustrie im Land leisten. Auch in Bereichen wie Recycling, erneuerbare Energien und Industrie 4.0 habe Thüringen viel zu bieten, müsse dies aber vor Ort gezielt vermarkten. Aktuell entwickelten sich die Wirtschaftsbeziehungen Thüringens zu Vietnam gut, seien aber noch längst nicht ausgeschöpft. Das bilaterale Handelsvolumen beläuft sich aktuell auf 220 Millionen Euro. Mehr als 40 Thüringer Unternehmen unterhalten regelmäßige Exportbeziehungen nach Vietnam. „Das ist weiter ausbaufähig“, sagte der Staatssekretär. Das 2020 geschlossene Freihandelsabkommen zwischen der EU und Vietnam bilde dafür einen guten Rahmen.
Die Reise der Thüringer Delegation findet im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Vietnam statt. Gerade Ostdeutschland sei historisch aber noch enger mit Vietnam verbunden, so Malsch. „Die diplomatischen Beziehungen der ehemaligen DDR zu Vietnam reichen sogar 75 Jahre zurück. Vor der Wende lebten etwa 60.000 Vietnamesen auf dem Gebiet des heutigen Ostdeutschland. Neben der wirtschaftlichen gibt es deshalb bis heute eine besondere menschliche Ebene, die uns in Thüringen und den anderen neuen Ländern – über unterschiedliche politische Grundauffassungen hinweg – mit Vietnam verbinden. Vietnam ist traditionell ein besonderer Partner Thüringens. Deshalb spielen die thüringisch-vietnamesischen Beziehungen für unsere Außenwirtschaft auch in Zukunft eine besondere Rolle.“
(Hinweis: Der Flug nach Hanoi startet heute um 13:55 Uhr vom Flughafen Frankfurt. Für weitere Informationen zur Reise können Sie mich jederzeit gern kontaktieren.)
Stephan Krauß
Pressesprecher